Ein Projekt kann inhaltlich so ausgehöhlt werden, dass vom "eigentlichen" Projekt nur noch eine Hülse übrig bleibt: Wesentliche oder alle Inhalte des Projekts wurden von jenen, die "nur" Beiträge für das Projekt erbringen sollten, in ihre eigenen Projekte, Führungs- oder Leistungsprozesse mehr oder weniger verbindlich und verantwortlich übernommen und das Projektmanagement aus der Verantwortung "entlassen", sich dafür verantwortlich zu fühlen, dass die entsprechenden Arbeitspakete, Aufgaben oder Teilprojekte ausgeführt werden. Heimlich, unheimlich, aus dem schlüssigen Handeln sich ergebend oder auch offiziell und formell wird das Projektmanagement "entlastet", sich durch entsprechende Planungen, Entscheidungen, Kontrollen und Überwachungen darüber zu verlässigen, ob, wann und wie die aus dem Projekt herausgenommenen Teile erfüllt werden. Im weitest gehenden Fall hat das Projektmanagement nichts mehr zu tun. Zumindest nichts, was zum Projekterfolg beitragen kann.
Andere Kannibalisierungen können sich bei der Bildung neuer Projekte ergeben, zu denen Schnittstellen bestehen: Die für das zu auszuhöhlende Projekt gebildeten Teilprojekte, Arbeitspakete und Aufgaben werden den neuen Projekten zugeschlagen, die entsprechenden Ressourcen umgewidmet und die Projektorganisation des neuen Projektes entsprechend verantwortlich gemacht. Für das ausgehöhlte Projekt bleibt nicht mehr viel übrig, wofür sich die Projektorganisation, die Motivation und die Ressourcen einzusetzen lohnt; für die Projektbeteiligten ist es unmöglich geworden, erfolgreich werden zu können mit dem Rest, was ihnen noch verbleibt.
Dieses Tun braucht aber nicht einhergehen mit der formellen Änderung des ursprünglichen Projektauftrages. In den Regelberichten wird eben jeweils davon berichtet, an wen was "delegiert" sei und was man von dort über den jeweiligen Stand "informell" wüsste. Im Extremfall (soll vorkommen) werden die Beiträge der Dritten tatsächlich erfüllt, das Projekt als "erfolgreich" abgemeldet und abgeschlossen, ohne dass das Projektmanagement irgendwelche Leistungen hierzu erbracht hat. (Eine anschließende Beförderung wegen des "reibungslosen Projektverlaufs" ist nicht ausgeschlossen.)
Die Teilnehmenden erarbeiten, wie sie die Anzeichen erkennen, dass ein Projekt inhaltlich so entleert hat, dass es formell aufgelöst werden kann und sollte. Sie ermitteln, wie sie die notwendigen Entscheidungen über das Projekt ermöglichen und einfordern.
Praxisfälle der Teilnehmer können konkret bearbeitet werden.
(auszugsweise):
Typische Anzeichen, dass die Projektziele inhaltlich entleert wurden:
Die Projektbeteiligten berichten, dass das Projekt
"locker" zu meistern ist
Das Projektmanagement delegiert die Berichtspflicht für jene
Teile, die weniger gut laufen, an Dritte
Das Projektmanagement erklärt sich als nicht mehr zuständig
für die Steuerung und Überwachung des Fortschritts
wesentlicher Teile des Projekts
Das Projektmanagement kann Fragen zu Details des Standes und
der Entwicklung von wesentlichen Teilen des Projekts nicht
mehr beantworten
Meilensteinsitzungen fallen aus, "weil eh alles bestens
läuft" und keine Entscheidungen anstehen
Standortbestimmung des Projekts
Ermittlung des für die verbliebenen Projektinhalte noch
notwendigen Projektmanagements und Projektorganisation
Ermittlung, ob die verbliebenen Projektinhalte nicht ebenfalls
in die anderen Projekte oder in die Linienfunktionen
verantwortlich überführt werden können
Ermittlung der notwendigen Entscheidungen
Ermittlung der Personen, die diese Entscheidungen treffen können
und sollten
Ermittlung der Art und Weise, die notwendigen Entscheidungen
einzufordern
Ermittlung von notwendigen und ausreichenden Maßnahmen für
das Projektmarketing
Konsequenzen für die Projektleitung
Konsequenzen für die Projektorganisation
Konsequenzen für den Projektauftrag
Konsequenzen für die Projektsteuerung
Konsequenzen für die Führungsorganisation
Referenz und weitere Orientierungen:
Wo erhalte ich Beratung und Unterstützung?